Die Verjährungsfrist bei den Ansprüchen beträgt zehn Jahre, wobei das Einzahlungsdatum gilt. Haben Sie also vor bis zu zehn Jahren Geld bei einem Online-Anbieter eingezahlt, das Sie dann verloren haben, so können Sie dies noch immer zurückholen. Dies gilt bis zu dem Zeitpunkt, zu dem der Anbieter eine Lizenz erhalten hat, also frühestens Ende 2020. Teilweise sind Online-Casinos und Anbieter von Online-Sportwetten aber noch immer illegal. Ab dem Zeitpunkt, zu dem Sie von Ihren Ansprüchen erfahren, haben Sie drei Jahre Zeit, diese geltend zu machen, also Klage einzureichen.

Auf keinen Fall sollten Sie weiterhin bei illegalen Anbietern ohne Lizenz Glücksspiel betreiben. Es ist davon auszugehen, dass Sie spätestens beim Einholen einer DSGVO-Auskunft wissen, dass das Angebot illegal war. Sollten Sie dann weiterspielen, müssen Sie damit rechnen, dass das Gericht Ihre Klage abweist.
Bei legalen Anbietern dürfen Sie natürlich spielen, aber das Einreichen einer Klage, um womöglich sehr hohe Verluste zurückzubekommen, könnte ein Anreiz sein, aus dem Glücksspiel generell auszusteigen.

Im Sommer 2023 hat Malta die Bill No. 55 verabschiedet. Ein Gesetz, das die eigene Wirtschaft schützen soll. Es sieht vor, dass Glücksspielanbieter mit Sitz auf Malta sich weigern können, Urteile (zum Beispiel aus Deutschland) zu vollstrecken. Das Gesetz ist jedoch nicht mit EU-Recht vereinbar und wird deshalb mittelfristig zurückgenommen werden müssen. Die Anbieter kaufen sich somit nur etwas Zeit. Es kann weiterhin erfolgreich gegen Glücksspielanbieter mit Sitz auf Malta vorgegangen werden.

Ganz klar ja! Auch wenn sehr viele Online-Casinos ihren Sitz auf Malta oder in anderen Ländern haben, können Sie als Spieler vor dem für Ihren Wohnort zuständigen Gericht klagen.

Wenn Sie wussten, dass es sich um illegales Glücksspiel gehandelt hat, haben Sie sich tatsächlich strafbar gemacht. Es sind uns aber keine Urteile bekannt, bei denen Spieler deshalb bestraft worden wären. Zum einen ist es nicht einfach, die Illegalität eines Angebots zu erkennen, denn die Casinos geben sich größte Mühe, seriös aufzutreten und einen legalen Anschein zu erwecken. Zudem behaupten sie ja vor Gericht selbst, legal zu sein – wie können sie da dem Spieler vorwerfen, er hätte wissen müssen, dass es illegal war, bei ihnen zu spielen? Die Beweislast liegt zudem auf Seiten der Casinos.

Die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder hat eine White Liste herausgegeben, auf der alle Anbieter verzeichnet sind, die über eine Lizenz verfügen. Zudem ist dort hinterlegt, seit welchem Tag und für welche Art von Glücksspiel diese Lizenz gültig ist. Ein Anbieter kann durchaus eine Lizenz für Online-Sportwetten besitzen, während sein Casinoangebot nach wie vor illegal ist. Diese Liste wird sehr regelmäßig aktualisiert und ist hier zu finden:
https://www.gluecksspiel-behoerde.de/de/erlaubnisfaehigesgluecksspiel/whitelist
Die ersten Lizenzen für Online-Sportwetten wurden im Oktober 2020 vergeben, die ersten für virtuelle Automatenspiele im April 2022 und für Online-Poker erst im November 2022. Davor waren die jeweiligen Angebote alle illegal!

Aufgrund dessen, dass einige Betreibergesellschaften inzwischen liquidiert worden sind, kann von einigen Casinos tatsächlich kein Geld mehr zurückgefordert werden. Dazu gehören unter anderem:

  • Drückglück
  • Wunderino
  • Hyperino
  • Bet at Home
Ja! Wie der Fall vor dem Landgericht Paderborn zeigt, lassen sich auch Verluste aus Online-Sportwetten zurückfordern. In diesem Fall ging es um Tipico, einen der bekanntesten Anbieter in Deutschland. Doch auch dieser hat erst zum 09.10.2020 die Lizenz für Deutschland erhalten. Dass Tipico sich zuvor um eine Konzession beworben hatte und für eine Erteilung alle notwendigen Voraussetzungen erfüllte, ist für das Gericht unerheblich. Wie das Gericht schreibt, macht das bloße Recht auf die (künftige) Erteilung einer Konzession aus dem verbotenen kein erlaubtes Online-Wettspiel. Die Aussage ist ganz klar: Liegt keine Lizenz vor, ist das Angebot illegal.

Urteil LG Paderborn

Die Summen, die zurückgefordert werden können, sind in der Höhe nicht begrenzt. Wenn innerhalb der letzten zehn Jahre (und ohne Lizenz) Millionen verloren worden sind, dann können diese auch zurückgefordert werden. Erst kürzlich wurde ein Urteil des Landgerichts Kleve bekannt, bei dem ein Spieler über eine halbe Million Euro zugesprochen bekam. HAHN Rechtsanwälte selbst konnte vor dem Landgericht Wuppertal erreichen, dass der Anbieter Unibet einem Spieler 273.000,00 Euro zurückerstatten muss.

Urteil LG Wuppertal

Ja! Wie ein Fall vor dem Landgericht Hannover zeigt, ist es unerheblich, in welcher Währung das Geld eingezahlt wurde. Hier nutzte der erfolgreiche Kläger fast ausschließlich US-Dollar. Diese müssen genauso erstattet werden, wie Verluste in Euro.

Urteil LG Hannover

Bis zu dem Tag, an dem ein Anbieter von der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder eine Lizenz erhält, ist sein Angebot in Deutschland illegal. Geld, das bis zu diesem Zeitpunkt (und maximal vor zehn Jahren) verloren wurde, kann erfolgreich zurückgefordert werden.
Sportwetten-Anbieter argumentieren gerne damit, dass sie sich für eine Konzession beworben hätten und diese nur aufgrund von Problemen auf Seiten der Behörden nicht früher erhalten hätten. Dies ist jedoch kein Grund, ohne Lizenz online Sportwetten anzubieten. Auch, wenn Anbieter sich um eine Lizenz beworben haben und diese ab Ende 2020 erhalten haben, war ihr Angebot bis dahin illegal.
Siehe hierzu auch der folgende Auszug auf dem Urteil des LG Paderborn:
„Eine Befreiung von diesem Verbot kann die Beklagte [Tipico] auch nicht daraus herleiten, dass sie sich an dem damaligen Konzessionsverfahren beteiligt und alle Konzessionserteilungsvoraussetzungen nachgewiesen hat. Das Veranstalten von Online-Sportwetten setzte nach dem maßgeblichen GlüStV 2012 zwingend die Erteilung einer Konzession durch die zuständige Verwaltungsbehörde voraus. Solange diese nicht erteilt war, bestand das grundsätzliche Verbot fort. Das bloße Recht auf die (künftige) Erteilung einer Konzession macht im Verhältnis zum Spielteilnehmer aus dem verbotenen kein erlaubtes Online-Wettspiel.“

Urteil LG Paderborn

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Peter Pan

Muss ich befürchten angezeigt zu werden, weil ich an illegalem Glücksspiel teilgenommen habe?